Bilanz des Todes by Lukas Erler

Bilanz des Todes by Lukas Erler

Autor:Lukas Erler [Erler, Lukas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Mord, Krimi, Politkrimi, Korruption, Arktis, Mission, Forschung, Forschungsschiff, Meeresbiologie, Meer, Biologie, Brüssel, München, Natur, Ölspur, Triologie, Antiheld
Herausgeber: Kein & Aber AG
veröffentlicht: 2015-05-11T16:00:00+00:00


DREIUNDDREISSIG

Als Kluyver und Verlaine gegangen waren, legte ich mich auf Riikka Markkanens Bett, schloss die Augen und dachte über meinen großartigen Plan nach. Der mir immer weniger großartig erschien, je länger ich darüber nachdachte.

Der Dreckskerl wird sich um Kopf und Kragen reden, hatte Kluyver gesagt, doch würde er das wirklich? Vielleicht war dieser O’Banion bei aller Arroganz viel zu gerissen, um überhaupt irgendetwas preiszugeben. Außerdem war mir klar, dass bei einem illegalen Lauschangriff gewonnene Informationen vor Gericht so gut wie wertlos waren. Aber IMSS würde niemals vor irgendeinem Gericht auftauchen. Morrell hatte das gewusst. Er saß steif und nass auf einer Parkbank, hörte ich Yilmaz sagen. Mit einem Loch im Auge. Das ist genau das, was Ihnen blüht, wenn Sie nicht Vernunft annehmen.

Wann hatte ich das letzte Mal Vernunft angenommen?

Wie sicher war ich mir tatsächlich, dass ich das Gebäude in der Avenue des Nerviens lebend wieder verlassen würde? Zeugen hin oder her. Die Selbstmordangriffe der japanischen Armee hatten das Ziel, den Kämpfern einen ehrenvollen Tod zu bescheren. Dieser belgische Detektiv war verdammt belesen. Ich richtete mich auf, schwang die Beine aus dem Bett und griff nach meinem Handy. Die Japse haben verloren, hörte ich Verlaine sagen. Ich wählte Annas Nummer.

»Ja?!«

Sie klang müde. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören und ein Geräusch, das ich nicht einordnen konnte.

»Ich bins.«

Anna schnappte überrascht nach Luft.

»Na super! Ist ja nett, dass du dich mal meldest.«

»Kann ich mit dir sprechen oder willst du rumgiften?«

»Wow, das ist wirklich Spitzenklasse. Du verschwindest mal eben, um irgendeinen verwirrten Belgier nach Hause zu bringen, der Typ wird umgebracht, du tauchst unter und wir drehen hier durch. Hast du mal darüber nachgedacht, wie ich mich gefühlt habe? Volker und sein verdammtes Schiff sind immer noch verschwunden, und du lässt Elena und mich mit dem ganzen Scheiß hier zurück und riskierst Kopf und Kragen?«

»Habt ihr mit Vincent Yilmaz gesprochen?«

Keine Reaktion.

»Wenn du nicht antwortest, lege ich auf.«

»Ich will wissen, wo du steckst.«

»In einer vollkommen sicheren Privatwohnung in Brüssel. Also habt ihr mit …«

»Ja, verdammt, haben wir. Er hat sich nach der Landung in München sofort bei Elena gemeldet. Die Belgier hatten ihn schon unterrichtet, dass die Polizisten, die euch in Empfang nehmen sollten, ermordet wurden und offenbar zwei falsche Bullen euch gekidnappt hatten. Er wusste nur, dass Morrell und du verschwunden wart, und Elena ist um ein Haar durchgedreht. Am nächsten Tag hat Yilmaz ihr dann von deinem Anruf berichtet und versichert, dass du gesund und munter bist. Im Unterschied zu deinem belgischen Patienten.«

»Kannst du einen Augenblick zuhören, ohne mir Vorwürfe zu machen?«

Anna schien es sich zu überlegen.

»Ich versuchs«, sagte sie schließlich.

Sie schaffte es tatsächlich drei Minuten die Klappe zu halten, und die reichten mir, um zusammenzufassen, was passiert war. Ich erzählte ihr von meiner Visitenkarte in Morrells Portemonnaie und seinem schrecklichen Tod, von Verlaine, Adrian Keppler, IMSS und von dem, was ich vorhatte. Ich rechnete damit, dass sie protestieren oder wenigstens versuchen würde, mir den Plan auszureden doch als ich fertig war, schwieg sie beharrlich.

»Jetzt kannst du weiterschimpfen!«

»Nevosmoschno!«, sagte sie bitter.

»Was heißt das?«

»Das heißt: Nicht zu fassen! Auf Russisch.



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